Mit Maria Osmarina Marina Silva Vaz de Lima ist eine Frau als Ministerin im Gespräch, die unter der Regierung Lula 1 aus Protest zurückgetreten ist. Sie kämpft für die Menschen im Regenwald und war im Rahmen der Klimakonferenz in Sharm El Sheik in der brasilianischen Abordnung mit dabei.
5,3 Millionen Quadratkilometer groß ist der Amazonas-Regenwald heute, 60 Prozent davon liegen in Brasilien. Man kann gespannt sein welche Aufgaben die Aktivistin bekleiden wird, denn 5 Mio qm Wald (inkl. der anderen Waldflächen Brasiliens) sind für das Weltklima relevant, weit über die Grenzen hinaus. Das erfordert Leistungen einer Pionierin, die wir für Sie kurz portraitiert haben:
Eine schwere Kindheit in den Regenwälder Brasiliens
Marina Silvas kam 1985 in der entlegenen Pfahlbausiedlung Breu Velho, tief im Brasilianischen Regenwald auf die Welt. Viel gab es in den Weiten des Regenwaldes nicht, außer einer kleine Kautschuksammlersiedlung Namens „Bagaco“, 70 Kilometer weit entfernt von der Landeshauptstadt Rio Branco im Bundesstaat Acre.
Marina Silvas Schicksalsschläge
Drei von elf Marinas Geschwistern verstarben schon im Kindesalter, selbst hatte sie mit Hepatitis, Malaria, Leishmaniose und Vergiftung durch Schwermetalle zu kämpfen. Mit 15 Jahren starb auch noch die Mutter von Marina, von diesem Zeitpunkt an übernahm sie die weibliche Rolle in der Familie und kümmerte sich um ihre jüngeren Geschwister.
Marina Silvas Weg zur Schulbildung
Als 16 Jährige kam Marina zur medizinischen Behandlung in die Stadt Rio Branco, dort beagnn sie als Hausangestellte zu arbeiten.
Während der Militärdiktatur in Brasilien konnte sie an den Alphabetisierungsprogramm MORBAL (Movimento Brasileiro de Alfabetizacao) teilnehmen.
Bischof Moacyr Grechi machte sie mit der Befreiungsideologie vertraut, dadurch begann Silva sich in Theatergruppen, bei den „Gummizapfern“ und schließlich in der Politik zu engagieren. Innerhalb weniger Jahre erreichte sie die Hochschulreife und beendete mit 26 Jahren ihre Ausbildung als Historikerin an der Bundesuniversität von Acre.
Politischer Beginn
1984 gegen Ende des Militärregimes, gründete Silva zusammen mit Chico Mendes, den regionalen Zweig des linken Gewerkschafter Verbandes „Central Unica dos Trabalhadores“ im Bundesstaat Acre.
Bereits damals entwickelt sie das Programm „desenvolvimento com a florsta em pe“, was so viel bedeutet wie „nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder“.
Marina Silva setze sich leidenschaftlich für den Aufbau sogenannter „Sammlerreservate“ ein, damit der Regenwald erhalten bleibt, aber auch die Kautschuksammler ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Jüngste Senatorin und Umweltministerin
1994 wurde Marina Silva, mit nur 36 Jahren in den Bundessenat nach Brasilia gewählt und wurde somit die jüngste Senatorin in der Geschichte ihres Landes.
2003 war sie die erste Ministerin, die von Lula da Silva, nach gewonnener Wahl, als Umweltministerin in die Regierung einberufen wurde.
Nach jahrelangen politischen und juristischen Auseinandersetzungen, sowie Marinas Votum, brach Lula da Silva sein Wahlversprechen und legalisierte den bis dahin illegalen Anbau von gentechnisch verändertem Soja.
2007 setzte Lula Zwei Staudämme der Superlative um – ebenfalls gegen das Votum von Marina.
2008 trat Marina Silva als Umweltministerin zurück, da sie ihre Umweltziele nicht genügend durchsetzen konnte. Auslöser war die Erschließung der Land- und Wasserstraße, sowie der weitere Bau von Wasserkraftwerken für Aluminiumschmelzen.
Ihr Programm zur Wahl im Oktober 2022 als Unterstützerin von Lula (ein Auszug)
Die Wiederaufnahme und Aktualisierung von Plänen zur Verhinderung und Kontrolle der Entwaldung im Amazonas und Erstellung ähnlicher Pläne für die anderen brasilianischen Biome
● Die Schaffung einer Nationalen Behörde für Klimasicherheit
● Schaffung einer Kreditlinie im Bundeshaushalt für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, um Kommunen zu ermutigen, Notfallpläne und Überwachung von Klimaextremen umzusetzen.
● Das Verknüpfen aller neuen Energieverträge im National Interconnected System (SIN) mit den Treibhausgasemissionsreduktionszielen des Elektrizitätssektors.
● Die Aufstellung des Nationalen Infrastrukturplans für nachhaltige Entwicklung, der Brasilien auf einen neuen Wohlstandszyklus vorbereitet und gleichzeitig die indigene und traditionelle Bevölkerung & die natürlichen Ressourcen zu schützt
● Die garantierte Bereitstellung von schnellem Internet bis 2025
● Den Safra-Plan in die Strukturierungsgrundlagen für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen
Standards bringen.
●Die Einrichtung des Nationalen Rückverfolgbarkeitssystems für die landwirtschaftliche Produktion,
● Die Ausarbeitung der Nationalen Bioökonomiepolitik mit finanziellen und steuerlichen Instrumenten zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation im Zusammenhang mit der brasilianischen Biodiversität.
Das Fazit unsere Redaktion: Man kann nur hoffen, dass eine Weltnaturressource von 5 Mio qm. von jemanden mitbestimmt wird, der die Bedürfnisse der Bewohner*innen (also Menschen, Tiere und Pflanzen) genauso kennt, wie die Mühen der politischen Instanzen.
