Johannes Kopf über den Arbeitsmarkt und sein Burn-Out: „Mich hat es umgehauen.“
Der AMS Vorstand im Interview mit Claudia Stöckl über Veränderungen in der Welt der Arbeit und seine persönliche Zäsur 2020.
Die Arbeitswelt ist in Umbruch, in vielen Branchen fehlen die Mitarbeiter/innen, aber die Rufe nach weniger Arbeitsstunden werden immer lauter. Heute war AMS-Chef Johannes Kopf in Ö3-„Frühstück bei mir“ zu Gast und erklärte: „Ich werde immer gefragt, wo sind die Leute hin? Meine Antwort ist: ‚Sie arbeiten.‘ Wir haben um 100.000 Beschäftigte mehr als vor der Pandemie, aber sie arbeiten nicht unbedingt dort, wo sie die, die stöhnen, suchen.“ Der 49jährige Arbeitsmarkt-Experte äußerte sich gegenüber Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl auch erstmals genauer zu den Hintergründen seines beruflichen Rückzugs Mitte April 2020: „Ich hatte ein Burn-Out“.
“Wir hatten in der großen Wirtschaftskrise im Jahr 2009 im AMS 600 Kurzarbeitsanträge. Und dann kam 2020, da wurde ja Mitte März die Republik zugesperrt und die Antwort war: ‚Geht zum AMS.‘
JOhannes kopf / ams
Da kamen plötzlich 120.000 Anträge. Ich habe zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen Tag und Nacht gearbeitet und bin auch aufgrund meiner Persönlichkeitsstruktur so, dass ich mich persönlich verantwortlich gefühlt hab für jeden dieser Antragsteller/innen. Mich hat es dann umgehauen.”
Von plötzlicher Ankündigung in einer Regierungspressekonferenz überrollt
Der AMS-Vorstand gab auf Ö3 offen Einblicke in die damalige Situation: „Es sind Dinge passiert, die kann man sich ja gar nicht vorstellen. Diese Förderung wurde erfunden in einer Pressekonferenz an einem Freitag-Nachmittag, wir hatten keinen EDV-Prozess dazu, keine Richtlinien, es gab noch kein Gesetz.
Ich erinnere mich, wie ich die Pressekonferenz im Fernsehen in meinem Büro gesehen habe. Online ging nicht, weil unsere Datenleitungen schon so überlastet waren. Dann war die Frage: ‚Ab wann kann man denn diese Förderung beantragen?‘ Und dann kam die Antwort einer der Teilnehmenden der Pressekonferenz: ‚Ab Montag.’ Bei uns sind sämtliche Mailboxen zusammengebrochen. Heute bin ich froh, dass wir es gut überstanden haben und es gut ausgegangen ist.“
Es gibt Ressourcen, die man bilden kann
Vier Monate dauerte die berufliche Pause aufgrund des Burn-Outs, so Kopf auf Ö3: „Ich bin stärker zurückgekommen, als ich vorher war. Ich habe auch Tricks gelernt, um auf mich zu schauen: sorgsam sein, viel rausgehen, auch genug schlafen. Es ist eine Krankheit, die diagnostizierbar, behandelbar ist und auch wieder weg geht. Das ist eine wichtige Botschaft, die ich jedem mitgeben kann.“