Gut gebucht und inklusiv: Nur drei von mehr als 70 Parzellen waren zwei Monate nach Projektstart noch verfügbar. Freie Beete kommen Kindern in Wien zugute.
Das Projekt Urban Gardening auf städtischen Friedhöfen erfreut sich großer Beliebtheit. Die letzten drei Parzellen wurden Ende Juni einer Schule, einem Kindergarten und einer Sozialeinrichtung kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Einrichtungen können ihr Beet als pädagogisches und soziales Projekt nutzen und bepflanzen.
“Die Nachfrage nach Beeten war von Beginn an groß. Wir freuen uns, auch Einrichtungen in unmittelbarer Nähe unserer Friedhöfe unterstützen zu können, die sonst keinen Zugang zu einem Garten hätten“, so Renate Niklas, Geschäftsführerin der Friedhöfe Wien.
Urban Gardening auf Friedhöfen konnte dank der Firma Ackerhelden realisiert werden. Wer ein Beet bucht, erhält von Ackerhelden neben Bio-Jungpflanzen und Leih-Gartenwerkzeug auch umfassende Beratung. Die Betreuung der Schule, des Kindergartens und der Sozialeinrichtung nimmt die Firma Ackerhelden ehrenamtlich vor.
Bild Wikimedia Commons, Karl Borromäus Kirche Zentralfriedhof Wien
Mehr als nur Begräbnisstätte: Friedhöfe und Artenvielfalt
Das Projekt Urban Gardening wird seit April 2023 auf zwei Friedhöfen der Friedhöfe Wien GmbH umgesetzt. Die Nutzung der Beete ist grundsätzlich jenen Menschen vorbehalten, die über ein Grab auf einem der 46 städtischen Friedhöfe verfügen. Die Parzellen entstanden auf leeren Großflächen, auf denen sich keine Gräber befunden hatten. Bienen und Insekten profitieren seitdem von den neu bepflanzten, blühenden Arealen. Alle Pflanzen sind zertifiziert biologisch.
Mentale und klimatische Oasen in der hektischen Stadt
Die Resonanz jener, die das Angebot angenommen hatten, ist durchwegs positiv. Die Hobby-Gärtner*innen nutzen das Garteln unter anderem zur Trauerbewältigung, zur Freizeitgestaltung – oft zusammen mit Kindern und Enkeln – und zum Anbau von Gemüse in Zeiten hoher Lebensmittelpreise. Das Projekt wird in der kommenden Gartensaison auf weitere Friedhöfe ausgeweitet.
Als Orte der Erholung und der Natur sind die grünen Flächen der Friedhöfe Wien mehr als nur Begräbnisstätte und damit wesentlich für das Klima der Stadt. Den Rahmen für die Bemühungen rund um Natur- und Umweltschutz bildet die Gemeinsam.Sorgsam.-Kampagne der Friedhöfe Wien.
Säulen der Kampagne
Naturnah, artenreich, ressourcenbewusst& klimapositiv wollen die Wiener Friedhöfe sein und fahren zahlreiche Programme. Vom Tiererlebnispfad am Friedhof Neustift über Igelschutzprojekte oder eben Bienenwiesen – das freut die Wienerin und den Wiener, die ja zu ihren Friedhöfen ein innige Beziehung pflegen. Immerhin 46 gibt es davon, also rechnerisch zwei pro Bezirk.
“Der Tod, das muss ein Wiener sein“
So sang einst Georg Kreisler und recht hatte er, der Meisterdes schwarzen Humors auf seiner LP “Everblacks”: Im Verbund mit der Wiener Bestattung, die in ihrem Museumsshop beste Umsätze dank humorigem Umgang mit dem “Quiqui” (Wiener Ausdruck für den Tod) macht, sind die Wiener Friedhöfe Orte der Zeitgeschichte, Orte des Weinens und des Lachens und der Stille. Es sind wunderschöne Orte der Gedenkkultur, die den Wiener:innen in Fleisch und Blut übergegangen ist…. und die sie nach dem Ende wohl noch in den Knochen spüren.
Forerunners Meinung: Beten und “Beeten” an einem Ort, Wien ist zum Sterben schön!
Links dazu: Georg Kreisler https://www.youtube.com/watch?v=d6xNp-mzLn0
https://www.friedhoefewien.at/
https://www.bestattungwien.at/