Sommerurlaub am Mittelmeer: Volle Strände, bald leere Netze? 

Ein Top-Reiseziel zwischen Traumferien und Überfischung, wie können nachhaltige Urlauber: innen reagieren?

  • Fischer fangen deutlich mehr, als die Natur auf Dauer hergibt
  • 58 Prozent der Fischbestände sind überfischt
  • Fischereisiegel MSC engagiert sich mit Verbesserungsprogrammen 

    Das Mittelmeer mit seinen azurblauen Gewässern und atemberaubenden Küsten ist in den Sommermonaten eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen der Welt. Doch hinter der idyllischen Kulisse verbirgt sich eine bedenkliche Realität: Das Mittelmeer ist nach dem Südostpazifik das am stärksten überfischte Meer der Welt!

    Laut aktuellen Daten werden im Mittelmeer 58 Prozent der kommerziell befischten Bestände außerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen befischt, so die Welternährungsorganisation FAO (https://openknowledge.fao.org/items/c1485da2-d4a9-4db8-a155-d876ce0d2488). Mit anderen Worten: Mehr als die Hälfte der Bestände ist überfischt, und die Situation ist besorgniserregend. Zum Vergleich: Weltweit sind 37,7% der Bestände überfischt. Überfischung ist immer auch eine Bedrohung für das Ökosystem Meer ebenso wie für die Existenzgrundlage vieler Menschen in der Region.

    „Der Zustand des Mittelmeeres bessert sich zwar, gibt aber dennoch weiterhin Grund zur Besorgnis. Die Bestandssituation lässt kaum erfolgreiche Bewertungen nach dem strengen MSC-Umweltstandard zu. Daher sind hier aktuell lediglich drei Fischereien zertifiziert.”

    Menno Bax, Leiter des MSC für den deutschsprachigen Raum.

    © Dimitris Vetsikas/Pixabay

    Die Gründe für den schlechten Zustand der Fischbestände im Mittelmeer sind laut Marine Stewardship Council (MSC) vielfältig:

    • Hohe Nachfrage: Die steigende Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten führt zu intensivem Fischfang.
    • Mangelnde Regulierung: Es gibt oft unzureichende Fangquoten und ungenügende Kontrollen.
    • Illegale Fischerei: Unerlaubte Fischereipraktiken tragen zur Überfischung bei.
    • Unselektive Fischereimethoden: Methoden wie Schleppnetzfischerei fangen große Mengen an Beifang und schädigen Meeresökosysteme.
    • Subventionen: Staatliche Subventionen fördern überdimensionierte Fischereiflotten und damit die Überfischung.
    • Klimawandel: Veränderungen im Klima beeinflussen Fischpopulationen und machen sie anfälliger für Überfischung.
    • Mangelnde internationale Zusammenarbeit: Unterschiedliche Regelungen und Interessen der Mittelmeerländer erschweren nachhaltiges Fischereimanagement.
    • Technologie-Mangel: Mehr als 80 Prozent der Fangschiffe im Mittelmeer sind kleine, handwerkliche Fischereien – das sieht auf den ersten Blick besonders erstrebenswert aus. Jedoch verfügen diese oft nicht über die notwendigen Maßnahmen und Mittel für eine evidenzbasierte Nachhaltigkeit, so fehlt es etwa an Satellitentechnik, elektronischen Logbüchern und anderen technischen Möglichkeiten .

    Trotz dieser Herausforderungen gibt es einen Lichtblick.

    Die Europäische Kommission berichtet von einem positiven Trend hin zu weniger Überfischung zumindest im östlichen Mittelmeer (Jährliche Mitteilung über nachhaltige Fischerei in der EU (europa.eu).

    Bei den drei Mittelmeer-Fischereien, die nach dem strengen Standard des Marine Stewardship Council (MSC) zertifiziert sind, handelt es sich um die Venezianische Venusmuschel-Fischerei in Italien und um zwei kleine Blauflossenthunfisch-Fischereien in Frankreich und Spanien. Die Blauflossenthunfischfischerei gehört zu den bestregulierten des Mittelmeers.

    Mit Projekten wie  “MedFish“ von MSC und WWF in Spanien und Frankreich oder BluFish und HellasFish in Italien und Griechenland, unterstützt der MSC kleine, handwerkliche Mittelmeer-Fischereien auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Obwohl die meisten Fischereien in diesen Projekten noch weit davon entfernt sind, eine MSC-Zertifizierung erreichen zu können, sind die Verbesserungen, die sie vornehmen, angesichts des Ausmaßes der Probleme dennoch enorm wichtig.

    Um die Überfischung im Mittelmeer einzudämmen und den langfristigen Erhalt gesunder Fischbestände und eines intakten marinen Ökosystems zu gewährleisten, ist es dringend erforderlich, dass alle Interessengruppen, einschließlich Regierungen, Fischer, Umweltschützer und Verbraucher, zusammenarbeiten.

    5 Tipps, wie man auch im Urlaub das Mittelmeer schützen kann

    Diese Mittelmeer-Fischarten vermeiden: Blauer Thunfisch (es sei denn mit MSC-Siegel), Schwertfisch, Rotbarsch, Meerbrasse, Europäischer Seehecht, Languste, Dorsch.

    … uns bei jedem Fischgericht über Herkunft und Fangmethode informieren, auch abends im romantischen Hafenrestaurant 

    … uns bewusst für Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei entscheiden

    … Fisch selbst zubereiten. Das Angebot für Selbstversorger wird größer: Supermärkte in Mittelmeerländern haben immer häufiger Fisch- und Meeresfrüchte mit dem MSC-Siegel im Angebot, dank wichtiger MSC-Partnerschaften mit den dortigen Einzelhändlern und Markenherstellern

    … durch einen verantwortungsbewussteren Tourismus dazu beitragen, den Druck auf das Mittelmeer zu verringern und seine natürliche Schönheit und Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren

    Weitere Informationen finden Sie hier: www.msc.org

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