Zukunftsfähige Landwirtschaft: Bauern und NGOs präsentieren gemeinsame Forderungen

Über Grenzen hinweg gemeinsam für eine nachhaltige Landwirtschaft – das ist das Ziel des Projektes „Alianza Österreich – Argentinien“


Landwirt:innen und Klimaschützer:innen ziehen an einem Strang? Das Klimaschutzministerium finanziert ein Landwirtschaftsprojekt? Eine NGO spricht sich für Fleischkonsum aus? Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, ergibt näher betrachtet unglaublich viel Sinn!

Wohl kaum jemand steht so stark mit dem Klima in Verbindung wie die Landwirtschaft.

Bäuerinnen und Bauern spüren die Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar in ihrer Arbeit und gleichzeitig hat ihre Art der Bewirtschaftung einen großen Einfluss auf das Klima. Welthaus Graz und die argentinische Partnerorganisation INCUPO beobachten seit Jahren, wie sehr das aktuelle Agrarsystem den Klimawandel befeuert und bäuerliche und familiäre Betriebe in Österreich und Argentinien unter Druck setzt. Daher haben sie gemeinsam vor zwei Jahren das internationale Projekt „Alianza Österreich – Argentinien: Gemeinsam für eine zukunftsfähige Landwirtschaft“ ins Leben gerufen.

Margret Moser, Projektleiterin im Welthaus sagt:

Entgegen dem Trend, gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten, sprechen wir uns für einen reduzierten Fleischkonsum und eine nachhaltige Tierhaltung aus!

Denn ohne Tiere, Bauern und Bäuerinnen geht viel Wertvolles verloren. Tiere schließen Nährstoffkreisläufe und nutzen Futter, das für Menschen unbrauchbar ist. Sie gestalten Landschaften, wie die Almen, die wir für unsere Erholung nutzen. Nachhaltig bewirtschaftete Weiden, Äcker und Wälder helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, die Biodiversität zu fördern und Katastrophen vorzubeugen.

Rinderbäuerin Alexandra Kiegerl bringt die Thematik auf den Punkt:

Die familiäre Landwirtschaft ist ein essenzieller Weg um sehr viele Probleme, die wir heutzutage haben – Klimawandel, Welternährung usw. – gut meistern zu können.

Foto Welthaus Graz

Bildungsmaßnahmen zu Ernährung in allen Schulstufen.

Weil es ein realitätsnahes Bild von Landwirtschaft braucht. Die Gesellschaft muss wissen, wo Lebensmittel herkommen, wie sie hergestellt werden und wie alles zusammenhängt. Nur so können bewusste Kaufentscheidungen getroffen und ein nachhaltiges Ernährungssystem gefördert werden. 

Staatliche Unterstützung landwirtschaftlicher Nachwuchskräfte in einer Orientierungsphase.

Weil es zu wenig Nachfolger:innen für landwirtschaftliche Betriebe gibt und wir neue, kreative und mutige Ideen für eine nachhaltige tierische Produktion brauchen. Eine Hofübernahme birgt Risiken. Um sie attraktiv zu gestalten und einen Spielraum gewährleisten zu können, müssen zusätzliche finanzielle Belastungen reduziert werden.

Rasche Umsetzung der österreichischen Bodenschutzstrategie.

Weil es für landwirtschaftliche Produktion fruchtbaren Boden braucht. Die Bodenversiegelung in Österreich ist immens. Dies hat weitreichende Folgen für Landwirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Nur durch den Schutz unserer Bodenressourcen, kann eine regionale Lebensmittelversorgung sichergestellt werden. 

Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für tierische Produkte in der Gastronomie.

Weil sich Konsument:innen dadurch frei entscheiden können. Eine fehlende Kennzeichnung fördert den Import von Produkten mit geringen Produktionsstandards. Durch die Angabe von Haltung und Herkunft werden regionale Produkte aufgewertet und Konsument:innen können bewusste Entscheidungen treffen. 

Ende der Preis- und Rabattschlachten des Lebensmitteleinzelhandels um tierische Produkte.

Weil Lebensmittel ein wertvolles Gut sind. Rabatte und wechselnde Preise machen ihren tatsächlichen Preis unsichtbar und mindern ihre Wertigkeit. Zudem werden verbundene Einkommenseinbußen oft auf die Produzent:innen abgewälzt. Der wahre Wert von Nahrungsmitteln soll dadurch wieder sichtbar und entsprechend entgolten werden. 

Bauern und Bäuerinnen sollen beim Abschluss internationaler Wirtschaftsabkommen mit einbezogen werden. 

Weil die zentrale Rolle bäuerlicher und familiärer Betriebe auch in internationalen Abkommen zur Geltung kommen muss. Bäuerliche und familiäre Betriebe leisten Unverzichtbares für die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft. Sie bieten Antworten auf zahlreiche globale Probleme.

Mit diesen Forderungen wird sich die breite Allianz in den nächsten Monaten an  Ministerien, Handelsketten und die Gastronomie wenden und gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern und verbündeten Organisationen offene Briefe verfassen, Gespräche mit den jeweiligen Akteur:innen führen und eine Petition starten.

Weitere Infos: graz.welthaus.at/alianza/forderungen

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